Ein Hochzeitskleid ist schon eine wundervolle Sache. So viele Erinnerungen und Gefühle in diesem einen Stoff. In diesem Kleid hat man die unendliche Liebe zu einem anderen Menschen geschworen und dass sie (hoffentlich) für immer hält.
So besonders wie dieses Kleid ist, so schrecklich ist die Zeit nach der Hochzeit. Denn dann hängt es nur noch im Schrank. Ohne Nutzen und ohne Aufgabe. Es nimmt nur Platz ein und man muss immer aufpassen, dass die Motten es nicht Stück für Stück zerfressen.
Dieses Leben habe ich mir für mein Hochzeitskleid nicht gewünscht. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Was sollte man damit machen? Es weitervererben? Die Mode ist später bestimmt nicht mehr „In“. Es nochmal an ziehen z.B. zum 50. Hochzeitstag? Da passe ich nicht mehr rein! Es verkaufen?! Ach was für ein Mist, ich erfülle mit dem Kleid keiner der Second Hand Kriterien von den Brautgeschäften. Schwierig.
Im Internet schaute ich nach Inspirationen, was man nun mit dem Hochzeitskleid machen kann. Auf einmal fand ich eine Seite, bei der eine Frau das Hochzeitskleid zum Taufkleid umwandelte. Diese Idee fand ich einfach nur genial. Mein Kind, die Frucht unserer Liebe, in dem Kleid taufen zu lassen, womit ich die Liebe besiegelt hatte.
Allerdings kann ich selbst nicht so gut nähen. Mein Wissen und Talent reichen vom Flicken bis hin zum rechteckigen Kissen, aber auf gar keinen Fall bis hin zu einem Kleid.
Also musste ich eine Schneiderei finden, die dieses Projekt übernehmen könnte. Am besten gefiel mir die Schneiderei von Frau Fischer, Atelier Creation in Frankfurt (http://www.atelier-jmf.de/). Ich schickte ihr ein paar Foto-Beispiele von meiner Vorstellung und dann machten wir ein Termin aus.
Wir mussten die Taufe wegen Corona um ein Jahr verschieben. Daher war meine Tochter dann auch schon ein Jahr alt und somit für ein langes Taufkleid zu groß. Sie konnte schon laufen und ein Taufkleid müsste zu lassen, dass sie sich darin bewegen kann. Frau Fischer, die Schneiderin, hatte dann eine tolle Idee. Statt nur einem Kleid zauberte sie zwei Teile. Ein Kleid zum Herumlaufen und ein Taufumhang nur für den Moment der Taufe. Ich wollte nämlich unbedingt etwas haben, was ich auch vererben kann. Ein Taufumhang kann dann jedes Kind in jedem Alter tragen.
Das war so eine tolle Idee – und es wurde umgesetzt.
Meine Tochter wusste sofort wie hübsch sie war, als sie im Kleid vor uns stand. Kleine funkelnde Augen strahlten uns an. Den Taufumhang zogen wir dann direkt in der Kirche vor der Taufe an. Allerdings musste ich sie gut festhalten, denn sie wollte immer runter von meinem Schoß und ich hatte Angst, dass sie dann mit dem Taufumhang hinfällt.
Der Tag war wirklich schön. Auch unter den coronabedingten Umständen. Mein Hochzeitskleid ist nun ein Taufkleid und ich war und bin sehr froh mich dafür entschieden zu haben. Ab jetzt ist dieses wundervolle Kleidungsteil ein Erbstück.
Es gibt noch eine weitere schöne Idee, was man mit seinem Hochzeitskleid machen kann. Im Internet findet man soziale Organisationen, die aus den Hochzeitskleidern, Kleider für verstorbene Babys machen – Sternenkinder bzw. Himmelskinder. Wer sein Kleid für einen wohltätigen Zweck geben möchte, kann auch das tun. Die Idee ist aufjedenfall ein schöner Weg, dem Kleid nochmal einen Sinn zu geben.