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AutorenbildJudith Heit

Azoren – das europäische Hawaii im Atlantischen Ozean

Die Azoren sind eine Inselgruppe im Atlantischen Ozean und gehören zu Portugal und der europäischen Union (Die Währung ist in Euro). Mit Ryanair kann man hier schon recht günstig hinfliegen, wir entschieden uns aber für die Sata Azoren Airline (https://www.azoresairlines.pt/).


Von amerikanischen Touristen aus New York erfuhren wir, dass die Azoren auch das „europäische Hawaii“ genannt wird. Denn während Amerikaner aus Kalifornien nach Hawaii fliegen können, ist es für New Yorker aus dem Osten einfacher auf die Azoren zu fliegen. Und somit wurde wohl irgendwann dieser Spitzname kreiert. Weit weg von diesem Gedanken ist es allerdings nicht. Die Azoren erleben das ganze Jahr ein mildes Klima und haben eine wundervolle Pflanzenwelt. Somit könnte man es schon fast mit Hawaii vergleichen.


Wenn ich mal ein Ferienhaus kaufe, dann auf einer der portugiesischen Inseln. Denn sowohl Madeira als auch die Azoren, sind einfach traumhaft schön. Allein schon wegen der portugiesischen Kultur, lohnt sich eine Reise zu dem wundervollen Land. Die Portugiesen sind freundlich, offen und machen wirklich leckere Gerichte. Für mich als Vegetarier gab es immer etwas Gutes zu essen und ich wurde nie schief angeschaut, weil ich kein Fleisch zu mir nahm (anders als in Frankreich).


2019 entschieden wie uns dafür, unseren Sommerurlaub auf den Azoren bzw. auf der Insel São Miguel zu verbringen. Wir wussten um das Risiko, als wir Ende August/Anfang September reisten, denn auf den Azoren herrscht hoher Niederschlag und zu dieser Jahreszeit, kann es tagelang nur regnen. Zu Glück hatten wir eher tagelangen Sonnerschein, statt Regen, aber zum Nachmittag zogen dann ab und zu mal ein paar graue Wolken vorbei. Umso mehr man ins Innere der Insel fährt bzw. auf höhere Meter steigt, umso mehr Niederschlag findet man vor. Doch an den Küstenbereichen musste ich mich immer wieder gut eincremen, damit ich keinen Sonnenbrand bekam.

Furnas

Wir übernachteten im Furnas Boutique Hotel. Furnas ist bekannt für seine heißen Quellen, die aus den Böden blubbern und dem eisenhaltigen Thermalwasser. Das Hotel bietet ein Hallenbad mit dem Thermalwasser an, aber auch einen normalen Außenpool. Der Außenpool wurde aber so gut wie nie genutzt, da es doch zu frisch draußen war. Ein Hallenbad war unsere Voraussetzung für das Hotel, denn wir wussten um die schlechten Wetterbedingungen und wollten eine Alternative haben, wenn wir mal nicht raus gehen können. Der Ort selber, hat nicht allzu viel zu bieten. Es gibt ein paar Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants, jedoch verbrachten wir viel Zeit damit, die unterschiedlichen Sightseeingspots von São Miguel zu entdecken. Dennoch kann man einen wundervollen Sonntagsspaziergang im Terra-Nostra-Park in Furnas unternehmen. Dort gibt es eine riesengroße Außenanlage mit warmen Thermalwasser. Jedoch auch mit vielen, vielen Menschen. Zudem kann man in Furnas auch, die bereits erwähnten heißen Quellen mit ihren dampfenden Wolken begutachten. Natürlich mit sicherem Abstand, da man sich sonst verbrennt. Der Dampf bringt auch den Schwefelgeruch mit sich – nichts für sanfte Nasen. Mit dem heißen Wasserdampf im Boden, werden auch heimische Gerichte hergestellt. Aber Achtung: diese müssen im Restaurant immer vorher bestellt werden, bevor man hin geht.

Wer noch mehr blubbernde Böden sehen möchte, der fährt 10 Minuten von Furnas zur Caldeiras da Lagoa das furnas. Hier gibt es eine größere Anlage der heißen Quellen. Zusätzlich schaut man auf einen großen See und einen sehr grünen Park. Man kann eine Runde um den See wandern und die Natur erleben und/oder auch eine kostenpflichtige Gartenanlage besuchen. Ganz in der Nähe steht eine alte, verlassene Kirchenruine – wirklich bezaubernd und lässt der Fantasie freien Lauf.

Auf dem Weg zurück ins Hotel, fanden wir noch einen Aussichtspunkt über Furnas, jedoch ist dies kein öffentlicher Sightseeingspot gewesen. Vielmehr war es eine Kuhweide, in der wir durch viel Mist laufen mussten. Der Blick über Furnas hat sich dafür aber gelohnt.

Apropos Kühe, sollte man sich aufjedenfall einen guten Käse auf den Azoren gönnen. Denn Kühe gibt es hier mehr als Menschen und daher gibt es auch ausreichend Milchprodukte zu kaufen. Einen öffentlichen Aussichtspunkt über die Landschaft und Furnas bietet der kleine Burgturm Castelo Branco an. Eine kleine Fahrt dorthin lohnt sich auf alle Fälle.


Plantagen

Als große Teeliebhaberin, wollte ich unbedingt Europas einzige Teelandschaft besuchen. Chá Gorreana nennt sich die kleine Fabrik neben der Teeplantage, die an einen Hügel weit bis zum Küstenrand zieht. Im Museum lernt man viel darüber, wie der Tee in die Teebeutel kommt und bekommt ein gutes Bild davon, wie es vor der Industrialisierung war – obwohl es hier auch Maschinen gibt, wird noch viel per Hand gemacht.

Wir besuchten auch die Ananasplantage „Ananases A Arruda“. Man kann hier kostenlos einfach durchwandern und die weißen Häuser begutachten, in der die Pflanzen großgezogen werden. Schrittweise sieht man das Wachstum, von kleinen Blättern zu großen Pflanzen mit den schweren Früchten. Ich war fasziniert von der Farbenwelt der Ananas und dessen Blätter.


Naturparks

Von der Teeplantage aus fuhren wir weiter zum Parque Natural da Ribeira dos Caldeirões. Dort kann man eine schöne Anlage mit einem Wasserfall antreffen, jedoch auch viele Touristen. Daher blieben wir nicht lange und fuhren weiter zur Plattform Miradouro e merendário da Rocha. Von hier aus kann man den Ozean über eine traumhafte Küstenkulisse beobachten. Es ist immer wieder ein tolles Schauspiel, wie die Wellen gegen das Küstengestein schlagen. Wer hier mal ins Wasser möchte, fährt einfach den Weg runter zum Zona Balnear da Foz das Coelhas. Hier gibt es eine kleine Strandanlage, die auch nicht allzu stark besucht ist.


Strände

Wir besuchten an einen anderen Tag den Strand Praia do Areal de Santa Bárbara. Für uns war es zu kalt, um ins Wasser zu gehen. Daher verbrachten wir eine kurze Zeit am Strand und beobachteten die Wellen bzw. mein Mann nahm die Gelegenheit, um die Wellen zu fotografieren und sich dabei die Hose nass zu machen. Generell muss man sagen, dass São Miguel oder auch die anderen Azoren-Inseln eher weniger geeignet sind, für einen Strandurlaub. Die Inseln liegen Mitten im Atlantischen Ozean und das Wasser wird hier eben nicht wirklich warm.


Ponte Delgada

Am nächsten Tag besuchten wir die Hauptstadt Ponte Delgada. Für uns, als Naturliebhaber, gab es hier nicht so viel zu sehen. Ein paar nette Altbauten und kleine Boutiquen lassen sich unweit der Stadtmitte anschauen und dann kann man sich auch schon für einen guten Kaffee in ein Café setzen. Einige Gassen sind toll mit Graffiti besprüht, sodass man bei einem Spaziergang ein wenig das Gefühl einer Kunstausstellung bekommt.

Die Stadt bietet ebenfalls die sogenannten „Gentlemen Parks“ an – so nannte man die verschiedenen Gärten von den früheren, reichen Landbesitzern. Sie starteten einen Wettstreit, um die schönsten „English-style“-Gärten in Ponte Delgada. Zu unserem Glück, sind sie heute für alle Besucher öffentlich und kostenlos zugänglich.

Wir entschieden uns zum Jardim António Borges zu gehen. In diesem Park fühlt man sich wie im Dschungel. Dieser Park ist kein Vergleich zu einem deutschen Park. Es lohnt sich aufjedenfall einen Besuch dort hin.


Vila Franca und Ribeira Grande

Wir machten keinen Ausflug zu einen der anderen Inseln. Das hätten zeitlich für uns nicht mehr geklappt. Aber São Miguel bietet dafür ein paar kleinere, umliegende Inseln an, welche man sich vom Festland sehr gut anschauen kann oder man nimmt erkauft sich eine Bootsfahrt. Bei Vila Franca do Campo, liegt die kleine Insel “Ilhéu de Vila Franca do Campo“. Ihre besondere runde Form, also das Kreis-in-Kreis-Konstrukt, lässt sich am besten aus der Luft beobachten. Danach fuhren wir von do Camp noch etwas höher, zur Ermida de Nossa Senhora da Paz (Kirche). Die Kirche besitzt so viele Stufen, dass es tatsächlich auch für Wanderer ein wenig schwerfällig ist. Ob von den unteren Stufen der Treppe, oder von oben an der Kirchenspitze, alle Blicken geben einfach traumhafte Landschaftsmotive her oder ein wundervolles altes Gebäude (damit meine ich die Kirche).


An einen weiteren Tag fuhren wir auch zur Stadt Ribeira Grande, doch hier hielten wir uns wirklich nur eine Stunde auf, denn wir hatten nichts gefunden, was uns interessierte. Es gibt einen kleinen Park direkt bei der Brücke, der ganz schön war. Ansonsten kann man hier auch einfach das Leben der Einheimischen beobachten.


Seen und verlassene Hotels

Wie auf vielen Inseln, gibt es einige Wasserfälle und Seen zu finden. Bei Lagoa do Congro findet man einen kleinen abgeschiedenen See inmitten des Waldes, jedoch mit vielen Besuchern. Bei Lagoa do Fogo oder Lagoa Azul blickt man auf prachtvolle Kraterseen. Doch bei Lagoa Azul ist nicht nur der farbenreiche See eine Augenweide, sondern auch das verlassene Gebäude bei der Miradouro das Sete Cidades - das Hotel Monte Palace. Obwohl es verboten ist, das Gebäude zu betreten, gehen trotzdem einige mit vorsichtigen Schritten hinein. Vieles kann man sich nur noch erahnen und die Malereien an den Wänden, zeigt die nächtliche Sprayer-Community der Insel wieder. Das Hotel ist Ende letzten Jahrhundert geschlossen wurden. Es hatte einfach zu wenig Besucher. Die damalige Zeit und dessen Reiseorte, die schlechte Fluganbindung, aber auch die Tatsache das es dort sehr viel Niederschlag und Nebel auf der Höhe gibt, ließen dem Hotel nur wenig Chance auf ein langes Bestehen.


Sonnenaufgang und Sonnenuntergang

Mein Mann bestand darauf ein paar Fotos vom Sonnenaufgang und -untergang zu machen.

Für den Sonnenaufgang fuhren wir sehr früh zum Ponta do Arnel (liegt im Osten). Hier steht ein Leuchtturm unmittelbar am Küstenrand. Beim Leuchtturm bekommt man auch einen ganz tollen Blick auf einen Wasserfall an der Klippe, wie er ins Meer fällt. Der Weg hinunter ist allerdings recht anstrengend bzw. auch wieder hoch. Die Straße ist sehr steil, sodass man manchmal das Gefühl bekommt, man müsse sich irgendwo festhalten, um nicht hinunter zu rollen. Der Anblick lohnt sich aber. Auf dem Weg zurück ins Hotel, fuhren wir zur Aussichtsplattform Miradouro da Ponta de Sossego. Hier sollte man aufjedenfall einen Stopp machen, denn der Blick hinaus zum Ozean ist wirklich wunderschön. Bei dieser Aussichtsplattform hat man einen wundervollen Garten aufgebaut und ein paar kleine Katzenbewohner, schmücken das heimische Gefühl.

Für den Sonnenuntergang fuhren wir nach Mosteiros (liegt im Westen). In der Stadt sind sehr wenig Touristen zu finden, dafür sehr viele Einheimische. Während wir auf den Abend warteten, wurden wir Teil einer kleinen Essengemeinschaft nicht weit vom Strand. Ein Foodtruck lud zu einem kostenlosen Schweinebraten am Grill ein und kostenpflichtigen Getränken. Die Anwohner kamen zahlreich und es wurde gefeiert. Mein Essen kostete leider etwas, denn als Vegetarier musste ich doch etwas anderes zu mir nehmen- aber immerhin hatten sie etwas. Als die Sonnen unter ging, waren wir direkt am Strand in Position und versuchten die besten Aufnahmen zu bekommen, wie es nur ging. Das Besondere an diesem Strand, ist tatsächlich die Gesteinshügel, welche aus dem Meer herausragen.


Pflanzenwelt

Es gibt auf den Azoren nicht nur mehr Kühe als Menschen, sondern auch mehr Pflanzen als Menschen. Sobald man die Insel durchfährt, scheint man in einen wundervollen, angelegten Garten durchzufahren. Überall wo man hin schaut findet man Hortensien. Sie sind eindeutig die Lieblingspflanzen der Einheimischen und sie werden einfach überall gepflanzt. Soweit ich gelesen habe, sind es einjährige Pflanzen. Das heißt, die Inselbewohner machen sich wirklich die Mühe ständig wieder neu alles zu bepflanzen. Tatsächlich hatten wir das Gefühl ständig Menschen an der Gartenarbeit zu sehen.

Eine weitere Pflanze, die wohl die Insel unerlaubt einnimmt, ist die Conteiras. Sie stammt aus der Familie der Ingwer und hat schöne gelbe Blüten mit roten Akzenten. Sie wird eher als Parasit gesehen und daher sieht man sie auch nicht in angelegten Gärten oder Parks, sondern nur in der freien Natur – dafür aber auch überall.

Ansonsten schmückt die Inseln auch viele weitere Pflanzen und Bäume, dennoch gibt es viel Weideland für alle Kühe und teilweise fühlt man sich wie in der Kerry Gold Werbung.


Hier nochmal alle Sehenswürdigkeiten im Überblick:


· Furnas (Stadt), Schwefelpark & Terra-Nostra-Park

· Castelo Branco bei Furnas (Aussichtsturm)

· Parque Natural da Ribeira dos Caldeirões (Park)

· Teeplantage Chá Gorreana

· Ananasplantage Ananases A Arruda

· Miradouro e merendário da Rocha (Aussichtsplattform)

· Zona Balnear da Foz das Coelhas (Strand)

· Praia do Areal de Santa Bárbara (Strand)

· Ponte Delgada (Stadt) & Jardim António Borges (Park)

· Vila Franca do Campo & Ilhéu de Vila Franca do Campo (Insel) & Ermida de Nossa Senhora da Paz (Kirche)

· Ribeira Grande (Stadt)

· Ponta do Arnel (Leuchtturm) für Sonnenaufgang und Miradouro da Ponta de Sossego (Aussichtsplattform)

· Lagoa do Congro (See)

· Lagoa do Fogo (See)

· Lagoa Azul (See) und verlassenes Hotel beim Miradouro das Sete Cidades (Hotel Monte Palace)

· Mosteiros für Sonnenuntergang


Fazit:

Meinen Mann und mir hat die Insel wirklich sehr gut gefallen. Dennoch ist das Risiko mit den schlechten Wetterbedingungen nicht zu unterschätzen. Manche Urlauber erzählen von wochenlangen, schlechten Wetterverhältnissen. Von daher sollte man sich nur hier hinwagen, wenn man auch mit Regen klarkommt. Einen klassischen Strandurlauber würden wir hier nicht empfehlen. Für Natur- und Wanderliebhaber ist das aber ein geeignetes Urlaubsziel.


Für Strandurlaub empfehle ich meinen Bericht von Guadeloupe in der Karibik.

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